Kall. Sie habe sich bisher nie mit der Arbeit der Kaller Kolpingfamilie beschäftigt, gestand eine Frau, die im Juli ein Opfer der schweren Flutkatastrophe geworden war. „Ich dachte, dass sind ein paar alte Leute, die einmal im Jahr eine Kaffeefahrt machen“, schmunzelte sie am Sonntagmorgen bei einem Treffen von Kaller Flutopfern, zu dem die Kolpingfamilie Kall in den Saal Gier eingeladen hatte.
Grund war die Übergabe eines Spendenschecks in Höhe von 16.000 Euro durch die Kolpingfamilie Paderborn, die seit Juli viele Kaller Familien unterstützt, die schwer von der Flutgetroffen worden sind. Der Vorsitzende der Paderborner Kolpingsfamilie, Claus Meier, berichtete von vielen Aktionen, die in Ostwestfalen direkt nach dem schlimmen Ereignis für die Kaller Flutopfer-Hilfe organisiert worden seien.
Wie Hans-Peter Dederichs, der Sprecher des Leistungsteams der Kaller Kolpingfamilie berichtete, seien schon eine Woche nach der Flut die ersten 1000 Euro von Paderborn nach Kall gebracht worden, nachdem dort bekannt geworden war, dass viele Mitglieder der Kaller Kollegen bei der Flut ihr Haus oder ihre Wohnung verloren hatten. Nur eine Woche
später habe er weitere 4000 Euro an Geschädigte verteilen können. „Alle Aktionen, die wir bei uns veranstaltet haben, waren für die Freunde aus Kall bestimmt“, berichtete Claus Meier. Spendenaufrufe hätten ein großes Echo gefunden, so dass man immer Geld nach Kall habe bringen können.
„Es sah in Kall aus, als ob eine Bombe eingeschlagen hätte“, berichtete der Paderborner Arne Esch-Hagen, der in Erftstadt arbeitet, und der sich direkt nach dem Hochwasser in Kall ein Bild von den Zerstörungen gemacht und darüber in Paderborn berichtet hatte. Über Arne Esch-Hagen sei der Kontakt zu Hans-Peter Dederichs hergestellt worden.
Dederichs berichtete, dass mit den Hilfen aus Ostwestfalen nicht nur Mitglieder der Kolpingfamilie unterstützt würden. Vielen Familien habe es am Nötigsten gefehlt und die Not sei noch immer groß.
Die Betroffenen des Hochwassers waren der Einladung der Kaller Kolpingfamilie jedoch nicht nur wegen der Scheckübergabe in den Saal Gier gefolgt. Die 43 Geschädigten, darunter auch der Kaller Pfarrer Hajo Hellwig, berichteten von den schlimmen Ereignissen der Nacht und den Tagen danach. Pfarrer Hellwig, der sich im Juli ein paar freie Tage gegönnt hatte, fand bei seiner Rückkehr ein völlig verschlammtes und verwüstetes Pfarrhaus vor. Er wohne derzeit bei einem Mitglied des Pfarrgemeinderates, die Sakristei in der Kirche sei jetzt sein Büro. Das werde auch noch längere Zeit so bleiben müssen. „Bei uns haben Leute geholfen, die habe ich noch im Leben nicht gesehen“, berichtete Fred Müller vom Kaller Kolping-Vorstand, dessen Haus im Vogtpesch ebenfalls verwüstet wurde.
Die große Hilfsbereitschaft wecke Hoffnung, war von vielen Betroffenen zu hören. Fast alle äußerten als größten Wunsch, Weihnachten wieder in der eigenen Wohnung feiern zu können. Ein Flutopfer aus Kall, der in der Nacht „total abgesoffen“ ist und der auch durch die Spenden aus Paderborn unterstützt wird, bedankte sich bei Claus Meier auf ganz besondere Art: „Mit meinem Dank an Sie verbinde ich den Wunsch, dass der SC-Paderborn im nächsten Jahr wieder in die erste Bundesliga aufsteigt“.
Die Teilnehmer des Flutopfer-Treffen im Saal Gier waren des Lobes voll über das soziale Engagement der Kolpingfamilien, das Vielen völlig unbekannt war. So auch die Frau, die Kolping bisher mit alten Leuten und Kaffeefahrten verband. Für sie stand nach dem Treffen fest: „Da werde ich Mitglied“.
Text: Von Reiner Züll (gekürzt)